Arbeit nie oder nur? - Vortrag von Roberto Ohrt im Rahmen von „Beau Travail“
Roberto Ohrt greift in seinem Vortrag den im zeitgenössischen Kunstfeld ubiquitär verwendeten Begriff „Arbeit“ auf und knüpft an bei der grundlegenden Frage, was denn diese in der Kunst verrichtete Arbeit sei. Denn wofür der Begriff im Hinblick auf neoliberale und postfordistische Imperative heute einsteht wird immer diffuser. Das Wort „Kunstwerk“ ist dem zeitgenössischen Kunstjargon beinah vollständig verlustig gegangen und wurde durch „Arbeit“ ersetzt. Auf Verpflichtung und Verantwortung von Subjekten abzielend, wird versucht deren künstlerische Aktivitäten wieder unter Kontrolle zu bringen. Kaum ein Text oder ein Gespräch, die auf den Begriff verzichten und selbst Künstler/innen haben diesen vollständig inkorporiert. Roberto Ohrt blickt kritisch auf die Begriffsgeschichte sowie die damit verbundene Ideologie, differenziert die verschiedenen Interessen und spricht über Ursprünge und Konsequenzen.
Roberto Ohrt (*1954, Santiago de Chile) ist Kunsthistoriker, Autor und Kurator und lebt in Hamburg. Er promovierte 1988 (Phantom Avantgarde - Eine Geschichte der Situationistischen Internationale und der modernen Kunst, Hamburg 1990) und veröffentlichte zahlreiche Schriften zu den Situationisten und Künstlern wie Martin Kippenberger, Veronique Bourgoin, Raymond Pettibon, Andreas Hofer, Paul Thek, André Butzer oder Jason Rhoades. Er organisierte Ausstellungen für das Centre Georges Pompidou, das ZKM Karlsruhe, den Golden Pudel Club (Hamburg), die Transcontinental Nomadenoase (Miami und Mexiko City) oder das Museum der Moderne Salzburg. Roberto Ohrt ist Mitbegründer der Akademie Isotrop (Hamburg, 1996-2001) und der Edition Silverbridge (Paris/San Francisco).
»Beau travail«
Vortragsreihe zum Thema Arbeit
Oktober bis Dezember 2011
Für die Reihe wurden sechs Referent/innen eingeladen über den Begriff der «Arbeit« im Kunstfeld zu sprechen. Obzwar im aktuellen Diskurs zur zeitgenössischen Kunst virulent, konzentrieren sich die Beiträge inhaltlich nicht primär auf Diskurse über immaterielle Arbeit und Prekarität, die allerdings im Rahmen der Vortragsreihe als nicht zu ignorierender Hintergrund zu bedenken sind. In der Reihe zeigt sich vor allem ein Interesse an Beobachtungen und Debatten zu gegenwärtigen Arbeitsweisen in der Kunst. Es werden Fragen gestellt, was der Begriff der «Arbeit« in der zeitgenössischen Kunst bedeutet, der sich nicht nur in Objekten manifestiert, sondern auch in Handlungen und Haltungen. Wie setzen sich Künstler/innen aber auch andere Akteure gegenwärtig mit Arbeit auseinander? Und wie setzen sie dies um? Was sind in einer Ära der Gesten, der Appropriationen, der Reproduktionen und des Referenzialismus zeitgenössische Produktionsweisen? Was ist die «Arbeit« in der Kunst?
Mit Beitraegen von Roberto Ohrt (Donnerstag, 20.10.), Ilya Lipkin (Freitag, 28.10.), Marcus Steinweg (Donnerstag, 10.11.), Adam Szymczyk (Donnerstag, 24.11.), Kerstin Stakemeier (Freitag, 02.12.) Pierre Bal-Blanc (Donnerstag, 08.12.).
Großzügig gefördert durch das Land Niedersachsen, die Sparkasse Lüneburg, den Lüneburgischen Landschaftsverband, die Hansestadt Lüneburg und die Lüneburger Bürgerstiftung