Casting a Spell – Vortrag von Esther Buss
Kenneth Angers Idee vom Kino als einem magischen Ritual kommt nicht vom Himmel gestürzt: Begriffe wie Illusion, Verführung, Magie, Halluzination und Traum begleiten die Geschichte der Kinematographie von Anfang an. Anger entwickelt diese Ideen indes radikal weiter – hin zu einem alchemistischen Verständnis des Filmemachens. Seine magischen Praktiken sind dabei so innovativ wie hochpräzise: Anger mixt populärkulturelle und antike Mythen, gute und böse Zeichen, taucht die Bilder in glühende Farben und illuminiert seine dunklen Plots mit einem schier unerschöpflichen Arsenal an Lichtquellen. Viele Jahrzehnte später, in einem anderen geografischen und kulturellen Raum: Im Rückgriff auf den amerikanischen Avantgardefilm und das Populärkino seines Heimatlandes arbeitet der thailändische Regisseur Apichatpong Weerasethakul auf seine Weise an einem hypnotischen Kino. Wieder spielen Licht, Mythos und Übersinnliches eine entscheidende Rolle. Doch Weerasethakuls sanftmütigen Halluzinationen sind aus einem anderen Stoff gemacht. Eine assoziative Betrachtung zur Verbindung von Kino, Licht und Magie. Esther Buss arbeitet als freie Film- und Kunstkritikerin in Berlin. Sie schreibt u. a. für kolik.film, Spex, frieze d/e und Texte zur Kunst.
Der Vortrag von Esther Buss findet im Rahmen der Ausstellung "Magic Lantern Cycle" mit Arbeiten von Kenneth Anger, Claude Cahun, Madge Gill, Oliver Husain, Ken Jacobs, Kitty Kraus, Puppies Puppies, Pentti Monkkonen und Lily Wittenburg statt.