
Sultan Çoban, videostill from and then I left with and without a trace (bi xatirê te), 2025. Camera by Jonathan Steiger. Courtesy of the artist.
EN/COUNTERS
Material Records and Sites of Belonging
Mit Werken von SULTAN ÇOBAN, SAMUEL HAITZ, SEDA MIMAROĞLU & RALUCA POPA und FEDERICO PROTTO
Unsere Bewegungen von Ort zu Ort, über Sprachbarrieren und Staatsgrenzen hinweg, schreiben sich in die Objekte, Geschichten, Akzente und Freundschaften ein, die uns dabei begleiten – ebenso wie in jene, die wir zurücklassen. Die Gruppenausstellung EN/COUNTERS versammelt künstlerische Arbeiten, die solche transkulturellen Verbindungen und Verwerfungen nachzeichnen und persönliche Erfahrungen mit kollektiven Erlebnissen verbinden.
Diese Polyphonie kennzeichnet die Ausstellung, ihre Echos hallen über Kontinente und Generationen hinweg wider. Leise Musik dringt aus einem halb geöffneten Wandkabinett, in dessen Inneren alltägliche Gebrauchsgegenstände wie beiläufig zurückgelassen wurden und eine geisterhafte Anwesenheit evozieren. Filigrane Zeichnungen auf gefundenen Papieren korrespondieren mit poetischen Textfragmenten und entfalten in wechselnden Gegenüberstellungen immer neue Bedeutungskontexte. Gleich einem Palimpsest überziehen feine Leimspuren eine gescannte Buchseite und scheinen der darin beschriebenen Sehnsucht eine klebrige Substanz zu verleihen. Es sind unscheinbare Objekte, die Geschichten von Abschied und Ankunft erzählen und ein Gefühl von Zuhause vermitteln – so wie eine Handvoll von Steinen, die eine Verbindung über den Atlantik schlagen. So erproben die fünf internationalen Künstler:innen vielschichtige Formen von Zugehörigkeit.
EN/COUNTERS wird kuratiert von LISA DEML und MARIE-SOPHIE DORSCH.
Die Ausstellung wird gefördert durch Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung, und die Karin und Uwe Hollweg Stiftung. Das Jahresprogramm der Halle für Kunst Lüneburg e.V. wird unterstützt durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur, den Lüneburgischen Landschaftsverband und die Hansestadt Lüneburg.

SULTAN ÇOBAN lebt und arbeitet zwischen Basel, Zürich und Rom. Mit ihrer performativen und installativen Praxis erkundet sie, wie kulturelle Identität konstruiert und inszeniert wird. Ihre Arbeiten waren u. a. im Eye Filmmuseum (Amsterdam, Niederlande, 2025), im Schauspielhaus Zürich (Schweiz, 2024), bei Les Urbaines (Lausanne, Schweiz, 2024) und der Gessnerallee (Zürich, Schweiz, 2024) zu sehen. Im Jahr 2023 erhielt sie den Kiefer Hablitzel Göhner Preis im Rahmen der Swiss Art Awards in Basel.
SAMUEL HAITZ lebt und arbeitet in Zürich. Seine Arbeit befasst sich mit den Spuren und Konzepten künstlerischer Praxis sowie mit Begehren und dessen verschiedenen Projektionen. Hierbei greift er häufig auf bereits bestehende Materialien zurück, um die Relevanz von Begriffen wie Autorschaft oder Originalität zu hinterfragen. Er studierte an der Universität der Künste Berlin und der Zürcher Hochschule der Künste und hat u. a. bei GROTTO (Berlin, Deutschland, 2024), bei Triangolo (Cremona, Italien, 2024), dem Cabaret Voltaire (Zürich, Schweiz, 2021) und Plymouth Rock (Zürich, Schweiz, 2019) ausgestellt.
SEDA MIMAROĞLU lebt und arbeitet in Berlin. Nach Studien der Rechtswissenschaft, Komparatistik, Kunstgeschichte und Philosophie verwebt sie in ihrer künstlerischen Praxis Literatur, Poesie, Musik und Bild. In verschiedenen Konstellationen und Kollaborationen hat Mimaroğlu an zahlreichen Ausstellungen mitgewirkt, darunter bei stations (Berlin, Deutschland, 2023), im Kunstraum Kreuzberg (Berlin, Deutschland, 2023), und in der daadgalerie (Berlin, Deutschland, 2022). Darüber hinaus veröffentlichte sie die Gedichtsammlung Loose Leaves als Audiokassette (Wanda, 2019) und das Buch Love Songs (Blue Figure Press, 2021).
RALUCA POPA lebt und arbeitet in Berlin. Ausgangspunkt ihrer künstlerischen Praxis sind persönliche Archive, in denen sich Spuren ihrer Entstehung, Verwendung und Bewahrung eingeschrieben haben. In Verbindung mit anderen Objekten legt Popa dieses verborgene dokumentarische Potential offen und weist ihm durch sorgfältige Eingriffe der Rekonstruktion Anerkennung zu. Ihre Arbeiten wurden u. a. auf der 17. Jogja Biennale (Yogyakarta, Indonesien, 2023), der 8. Sinopale (Sinop, Türkei, 2022), bei Tranzit (Bukarest, Rumänien, 2020) und im MG+MSUM (Ljubljana, Slowenien, 2020) präsentiert.
FEDERICO PROTTO lebt und arbeitet in Brüssel. Sein Werk umfasst Choreografie, Musik, Text, Textil und Installation, mittels derer er sich mit transkulturellen und transgenerationalen Erfahrungen von Migration auseinandersetzt. Seine Projekte wurden u. a. bei Laboratoires d‘Aubervilliers (Paris, Frankreich, 2025), im DeSingel (Antwerpen, Belgien, 2024), Centro Cultural de España (Montevideo, Uruguay, 2023) und Volksroom (Brüssel, Belgien, 2021) gezeigt.