Ming Wong
Filme von Brice Dellsperger und Ming Wong und Künstlergespräch mit Ming Wong
In dieser ersten Veranstaltung innerhalb der Reihe "Filmic Affairs – Schnittstellen zwischen Kunst und Kino" (Juli bis Dezember 2012) werden Filme der beiden Künstler Ming Wong (1971, Singapur) und Brice Dellsperger (1972, Cannes) gezeigt, deren künstlerische Ansätze vergleichbar sind. In der filmischen Praxis beider Künstler spielt die Reinszenierung ausgewählter Szenen, zumeist aus Kinofilmen, eine zentrale Rolle. Während Wong in seinen Remakes von Klassikern – etwa von Rainer Werner Fassbinder, Pier Paolo Pasolini oder Luchino Visconti – alle Rollen selber spielt, setzt Dellsperger Schauspieler ein, wobei er in vielen Filmen mit dem Künstler Jean-Luc Verna (*1966, Nizza) arbeitet, den er verschiedene Rollen zugleich einnehmen lässt. Dellsperger zersetzt in Szenen aus Thrillern von beispielsweise Brian de Palma oder Stanley Kubrick die Vorlagen stärker als Wong, der näher beim filmischen Original bleibt. In den Arbeiten beider Künstler spielen jedoch gleichermaßen (Üb)Ersetzungen von Geschlecht, Körper, kultureller Identität und Sprache eine wesentliche Rolle. Damit verbunden stellen sich auch Fragen nach den Interessen am Typus Remake aufseiten der bildenden Kunst.
Die Arbeiten von Brice Dellsperger (*1972, Cannes) bestehen größtenteils aus dem filmischen "work in progress" mit dem Titel "Body Double" nach Brian De Palmas Spielfilm von 1984. Die gesamte Serie bezieht sich auf das Konzept des Körperdoubles in kommerziellen Spielfilmen. Dellsperger präsentiert eine neue Version einer existierenden Filmsequenz durch die Produktion einer Kopie, eines Remakes der eigentlichen Sequenz, wobei er die Originalfiguren durch Transvestiten ersetzt. Gezeigt wurden Dellspergers Arbeiten u.a. im MoMA, New York, Centre Pompidou, Paris, FRAC Alsace, Sélestrat, Team Gallery, New York, Kunsthalle Exnergasse, Wien, Schirn Kunsthalle, Frankfurt, Villa Arson, Nizza.
Ming Wong (*1971, Singapur) schafft in seinen filmischen Arbeiten Überlagerungen von Filmsprachen, Gesellschaftsstrukturen und Identitäten. In seinen Neuinterpretationen klassischer Filmszenen besetzt er Rollen absichtlich "falsch", wobei er häufig alle Rollen selber spielt und in Sprachen spricht, die er nicht versteht. In 2009 vertrat er Singapur bei der 53. Biennale in Venedig. Ausstellungen von Ming waren bisher zu sehen u.a. im Neuen Berliner Kunstverein, Temporäre Kunsthalle Berlin, Gwangju Biennale 2010, Tokyo Museum of Contemporary Art, Toronto International Film Festival.
Mit besonderem Dank an alle beteiligten Studierenden der HFBK und HBK, Michaela Melián, Adnan Softic, Jeanne Faust, Michael Bryntrupp, Bernd Plake und dem SCALA Programmkino Lueneburg.
Großzügig gefördert durch das Land Niedersachsen, den Lüneburgischen Landschaftsverband und die Hansestadt Lüneburg.