DEFA-Frauenfilme – Filmreihe
jeweils Donnerstags, 19 Uhr
Ort: SCALA Programmkino, Apothekenstrasse 17, 21335 Lüneburg
Eintritt frei
Die Filmreihe beschäftigt sich anhand von Frauenfilmen der DEFA – der staatlichen Filmgesellschaft der DDR – mit dem Frauenbild sozialistischer Gesellschaften.
Wie in der BRD entstanden auch in der DDR Frauenfilme; womit Filme gemeint sind, die überwiegend in den 1970er und 80er Jahren gedreht wurden und mit emanzipatorischer Zielsetzung um weibliche Figuren kreisen. Damit standen Frauenfilme im starken Gegensatz zum „klassischen“ Film, dessen Frauenbild meist auf Rollenklischees – etwa der Frau als Mutter oder Femme fatale – basierte. Im Zuge der zweiten Frauenbewegung, die sich parallel zum gesellschaftlichen Aufbruch der 1960er Jahre vollzog, versuchten Frauenfilme so eindimensionale und klischeehafte Darstellungen von Frauen zu durchbrechen. Interessant ist hier, dass sich die Voraussetzungen des Frauenfilms in West- und Ostdeutschland jedoch maßgeblich unterschieden. Während das offizielle Frauenbild der DDR spätestens seit Beginn der 1970er Jahre die Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Mutterschaft propagierte, gründete das noch in der jungen BRD geltende bürgerliche Frauenbild hingegen in patriarchalischen Ehe- und Familienstrukturen. Frauen waren entsprechend sozial und ökonomisch vom Mann abhängig und vor allem für den häuslichen und familiären Bereich zuständig.
Das in der DDR propagierte sozialistische Frauenbild stand jedoch im Widerspruch zum Alltag der meisten Frauen. Denn Gleichberechtigung vollzog sich lediglich in der Teilhabe an bezahlter Produktionsarbeit, nicht aber in Beziehung, Familie, Kindererziehung und Verrichtung von „unproduktiver“ Hausarbeit. Das sozialistische Frauenbild verdankte sich nämlich mitnichten einem emanzipatorischen Denken, sondern lediglich einem sich immer stärker zuspitzendem Geburtenrückgang sowie ökonomischen Engpässen, weshalb die Frauen schlichtweg als Arbeitskräfte für die strauchelnde sozialistische Planwirtschaft gebraucht wurden.
Wenn folglich, trotz behaupteter Gleichstellung und flächendeckender Frauenerwerbstätigkeit, auch in sozialistischen Gesellschaften traditionelle Geschlechterverhältnisse letztlich nicht in Frage gestellt wurden, führte das gewünschte und geförderte Frauenbild dennoch zu einer (finanziellen) Unabhängigkeit, sodass sich Frauen in der DDR schon sehr früh nicht mehr allein über den privaten und familiären Bereich definierten, sondern ihr Selbstverständnis stark an ihre Berufstätigkeit gekoppelt war, mit der sowohl Selbstbestätigung als auch Selbstverwirklichung einherging. Diese Diskrepanz wie auch die daraus resultierenden Schwierigkeiten – etwa Mehr- und Überbelastung, Lohnungleichheit und schlechtere berufliche Aufstiegschancen – wurden in den Frauenfilmen der DEFA explizit thematisiert und stehen somit im Fokus der gezeigten Filme.
Ausgangspunkt der Filmreihe ist ein Nachdenken darüber, dass all die beschriebenen Probleme, Fragen und Zwiespälte genau dieselben sind, mit denen wir heute – 50 Jahre später und unter komplett anderen gesellschaftlichen Bedingungen – immer noch zu kämpfen haben und an denen wir immer noch scheitern. Von Interesse ist aber auch die Idealisierung oder Behauptung, dass viele Leben in einem möglich wären. Und wie verwirrend ist es, dass genau dieses Konzept der Vereinbarkeit von Beruf und Familie – ebenso wie Konzepte der Selbstverwirklichung und Sexuellen Befreiung –, für die Dekaden gekämpft wurden, nun im (Selbstverwirklichungs-)Forderungskatalog neoliberalisierter Gesellschaften integriert zum Zerrbild verkommen sind; wobei die daraus resultierenden Widersprüche nach wie vor individualisiert dem Einzelnen überlassen und eben nicht gesellschaftlich aufgelöst werden.
Kuratiert von Stefanie Kleefeld
Termine
„Bewegte Rollen:Bilder“ – Trickfilm-Workshop für Kinder und Jugendliche
Samstag, 02.März und Sonntag, 03.März 2019, jeweils 11-16 Uhr
„Kaskade rückwärts“, DDR 1984, Regie: Iris Gusner, 94 min
Donnerstag, 06. Juni 2019, 19 Uhr
„Karla“, DDR 1965, Regie: Herrmann Zschoche, 128 min
Donnerstag, 13. Juni 2019, 19 Uhr
„Unser kurzes Leben“, DDR 1981, Regie: Lothar Warneke, 116 min
Donnerstag, 20. Juni 2019, 19 Uhr
„Solo Sunny“, DDR 1980, Regie: Konrad Wolf, 104 min
Donnerstag, 27. Juni 2019, 19 Uhr
„Das Fahrrad“, DDR 1982, Regie: Evelyn Schmidt, 90 min
Donnerstag, 04. Juli 2019, 19 Uhr
„Bis dass der Tod euch scheidet“, DDR 1979, Regie: Heiner Carow, 96 min
Donnerstag, 11. Juli 2019, 19 Uhr
Die Filmreihe sowie das Jahresprogramm der Halle für Kunst Lüneburg werden ermöglicht durch die großzügige Förderung des Landes Niedersachsen, der Sparkassenstiftung Lüneburg und der Hansestadt Lüneburg.