
Florence Jung
Was bedeutet es, 30 Jahre alt zu werden, auf persönlicher wie institutioneller Ebene? Welche Entscheidungen haben die letzten drei Jahrzehnte geprägt? Und was passiert zwischen A und B?
Florence Jung nähert sich dem Kunstverein wie einem Organismus, der unweigerlich in einem Prozess des Alterns begriffen und dessen 30. Lebensjahr von verschiedenen Umbrüchen gekennzeichnet ist. Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der Halle für Kunst Lüneburg entwickelt sie drei Szenarien, die unterschiedliche Zeitlichkeiten und Sichtbarkeiten verhandeln. Ihnen ist gemein, dass sie Besucher:innen vor Entscheidungen stellen, deren Nachwirkungen sich im Jetzt, in einem Zeitraum von zwölf Monaten oder gar über die nächsten 30 Jahre hinweg entfalten.
In ihrer künstlerischen Praxis skizziert Jung performativ-partizipative Szenarien, die sich erst durch die Interaktion mit Besucher:innen und Mitarbeiter:innen sowie durch die Einbindung in institutionelle Strukturen materialisieren. Dabei überschreitet sie bewusst die räumlichen und zeitlichen Grenzen einer Ausstellung und verschmilzt institutionelle und alltägliche Sphären. Auf diese Weise versetzt Jung die Besucher:innen in einen Zustand der erhöhten Aufmerksamkeit und nutzt Momente der Verunsicherung, um für die eigene Wahrnehmung der Realität zu sensibilisieren. Die von der Künstlerin konstruierten Szenarien werden nicht dokumentiert, sondern lediglich durch die Berichte und Erinnerungen ihrer Teilnehmer:innen festgehalten. Die Zirkulation von Gerüchten und beinahe mythischen Erzählungen sind genuiner Bestandteil ihres Werks.
Gestaltung: current matters
Das Projekt von Florence Jung findet über zwölf Monate hinweg parallel zum Ausstellungsprogramm statt. Ein Szenario ist dauerhaft im Innenhof sichtbar, die anderen Szenarien sind zu den regulären Öffnungszeiten der Ausstellungen zugänglich.
Das Jahresprogramm der Halle für Kunst Lüneburg e.V. wird gefördert durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur, den Lüneburgischen Landschaftsverband und die Hansestadt Lüneburg. Die Ausstellung wird unterstützt von Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung.
