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KUNST

Lüneburg

Bryony Dawson

NON-PRODUCTIVE READERS #2

Veranstaltung   24. Juli 2025, 17:00 – 19:00

NON-PRODUCTIVE READERS ist eine Lesegruppe für informelle Gespräche über Kunst, Kulturtheorie und experimentelles Schreiben. Initiiert von BRYONY DAWSON im Jahr 2022 und benannt nach dem Essay The Non-Productive Attitude von Josef Strau, erkundet die Gruppe Themen wie Passivität, Ambivalenz, Scheitern und Verweigerung als wesentliche Aspekte kreativer und institutioneller Praxis. Vergangene Lektüren umfassten Texte von Lisa Robertson, Jean Genet, Tiqqun, Clarice Lispector, Katrina Palmer, Jalal Toufic, Gertrude Stein und Seth Price.

Die Treffen der Lesegruppe finden jeweils in den Pausen zwischen den Ausstellungen statt. Die ausgewählten Texte knüpfen dabei thematisch an Erfahrungen und Eindrücke der vorangegangenen Ausstellung an und geben zugleich eine inhaltliche Einführung in das nächste Projekt.

Die Diskussionen finden hauptsächlich auf Englisch statt, eine Flüsterübersetzung und deutsche Textversionen werden angeboten. Es sind keine Vorkenntnisse in Kunst oder Kulturtheorie erforderlich – nur die Motivation, gemeinsam zu lesen und zu denken.

Jede Sitzung widmet sich einem spezifischen Text, entsprechend besteht keine Verpflichtung, an der gesamten Reihe teilzunehmen. Stille Zuhörer:innen sind immer willkommen.

Um das Lesematerial zu erhalten, bitten wir um Anmeldung unter: readinggroup@halle-fuer-kunst.de

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In der 2. Sitzung am 24.07.2025 lesen wir:
Andrea Fraser, Why Does Fred Sandback’s Work Make Me Cry?, 2005

Dieser Essay ist ein zwiespältiger Liebesbrief – nicht nur an die minimalistischen Werke von Fred Sandback, sondern auch an die imposanten Ausstellungsräume renommierter Kunstinstitutionen. Der Essay geht auf eine Rede zurück, die Fraser unter wiederholten Tränenausbrüchen vortrug. Ergriffen von einem starken Gefühl von Verletzlichkeit, Abwesenheit und Verlust, das Sandbacks kaum wahrnehmbare Installationen aus gespannten Fäden und Drähten in ihr auslösten, deutet sie an, dass diese Arbeiten die Grenzen zwischen Selbst und Anderen ausloten. Ausgehend von psychoanalytischen Theorien über Bindung, Verlust und die Entwicklung psychologischer Muster in der frühen Kindheit setzt sich Fraser in ihrem Essay mit ihren komplexen Gefühlen gegenüber institutionellen Räumen und deren Verflechtungen von Macht, Abhängigkeit und Exklusivität auseinander.

Besonders bewegend finde ich Frasers Tränenausbruch angesichts der schäbigen, abgenutzten Bilderrahmen im Louvre. Sie beschreibt eine Szene im Café im zweiten Stock des Museums, in das sie sich hinter einer massiven Marmorsäule zurückgezogen hatte und schluchzte. Wenig überrascht führte eine Kellnerin sie zu einem Tisch und besänftigte sie mit einem bewährten Heilmittel aus Wien, einer Tasse heißen Schokolade und ein Stück Sachertorte, für die sie kein Geld entgegennehmen wollte.



Das Jahresprogramm der Halle für Kunst Lüneburg e.V. wird gefördert durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur, den Lüneburgischen Landschaftsverband und die Hansestadt Lüneburg.

Logos

BRYONY DAWSON ist eine in Berlin lebende Künstlerin, Autorin und Kuratorin. Ihre Texte wurden unter anderem in Frieze, émergent magazine, Motor Dance Journal, Corridor8 und Sore veröffentlicht. Derzeit leitet sie zudem die Lesegruppe „Non-Productive Readers“ sowie „Multiplex“, eine Veranstaltungsreihe für Filmvorführungen, Performances und Lesungen, die sie gemeinsam mit Zach Hart kuratiert.

ANDREA FRASER (*1965) ist eine Performancekünstlerin, die vor allem für ihre Arbeit im Bereich der Institutionskritik bekannt ist. Sie verbindet die ortsspezifischen und forschungsbasierten Ansätze von Konzeptkunst mit feministischen Auseinandersetzungen mit Subjektivität und Begehren, um die finanziellen, sozialen und affektiven Ökonomien von Kultureinrichtungen zu untersuchen. In einem humorvollen und oft satirischen Ton hinterfragt sie die Motivationen von Künstler:innen, Sammler:innen, Kunsthändler:innen, Geldgeber:innen, Museumsvorständen und Besucher:innen, die vom Streben nach Prestige über finanziellen Investitionen bis hin zu sexuellen Fantasien und Selbstverwirklichung reichen. Fraser ist Professorin am Department of Art der University of California Los Angeles (UCLA) School of the Arts and Architecture.