Dani Jakob
Paradise Opens Now
Am Anfang von Dantes „Göttlicher Komödie“ sieht sich der Dichter im finsteren Wald, unwissend und zweifelnd, von wilden Tieren umgeben. Von hier aus beginnt er die mühevolle Reise einer verirrten Seele zur Glückseligkeit: Von dem römischen Dichter Virgil durch alle Stationen der Hölle bis zum eisigen Mittelpunkt der Erde begleitet, dann durch das Fegefeuer gewandert, erwartet ihn an der Pforte des Paradieses die Geliebte Beatrice, die ihn durch die neun Sphären des Himmels hinauf zur göttlichen Liebe geleitet.
In der „Göttlichen Komödie“ schildert Dante seine eigene Wanderung durch das Jenseits, eine Reise, die in eine bessere Welt führen sollte. „Paradise Opens Now“ von Dani Jakob (geb. 1973 in Freiburg i/Br./lebt in Berlin) ist ein Spaziergang durch eine fiktive Landschaft, durch eine Welt der Erinnerungen und Anspielungen, durch eine Idee von Landschaft. Das Angebot, ein Paradies zu eröffnen ist verführerisch, bricht sich aber an der Realität, die ein derartiges Ansinnen nicht zu tragen vermag. Im Gegensatz zu Dante ist der Ansatz hier ein harter, da die Heilssuche per se in Frage gestellt wird.
Dani Jakob lässt eine Installation entstehen, die dem Begehren nach einer romantisierten Vorstellung von Natur erliegt, die eine Umkehrung vom Objekt im Außen- in den Innenraum erfährt und so entkontextualisiert im White Cube ihre Brüchigkeit und Offenheit preisgibt. Es ist ein kaleidoskopischer Versuch, feste Zuschreibungen zu entwurzeln, ihre Konstruiertheit zu thematisieren und sie in einem beweglichen und losgelösten Prozess zu präsentieren. Die Malerei auf Japanpapier entspringt einem Stoffentwurf von Giacomo Balla. An Batik-Ästhetik erinnernd, und damit die Hierarchien der Medien in Frage stellend, hängt sie wandfüllend dem Eintretenden gegenüber. Sie funktioniert wie ein farbiges Tor, das ein Dunkles darunter verbirgt – Hölle oder Paradies; man weiß es nicht. Davor findet sich eine entleerte Landschaft aus Salzkristallen, von Plänen bzw. Ordnungsstrukturen kaum erkennbar überzogen und einem Hund in Lebensgröße umrundet.
Die gesamte Szenerie entwickelt sich zu einer ironischen Allegorie, in der der Hund immer weniger einem wilden Tier à la Dante ähnelt, sondern gleichzeitig als das Alter Ego der Künstlerin und des Besuchers erscheint. Die gesamte Gestalt ist ambivalent, fragil und disparat, aber mit einer enormen und auch frechen Präsenz.
„>Die „Bilder“ dieser Ausstellung sind dem Ursprungsort und ihrer Zeit enthoben und hinterlassen im musealen Raum die Illusion eines schwebenden Zustandes. Weit auseinanderliegende Pole werden zusammen geführt, Hierarchien werden ad absurdum geführt – sie werden verkehrt, benutzt und lösen sich dadurch nahezu auf. In Dani Jakobs eigenen Worten bedeutet dies ein ”open it up” ……
Führungen durch die Ausstellung
am Samstag, den 03. Dezember 2005 um 15.00h mit Catharina Rahlff-Mackeprang
am Samstag, den 21. Januar 2006 um 15.00h mit Stephanie Seidel
Kuratiert von Bettina Steinbrügge
Die Ausstellung wird gefördert durch das Land Niedersachsen, der Stadt Lüneburg und dem Lüneburgischen Landschaftsverband.