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Lüneburg

Still aus dem …

Still aus dem Film People of Flour, Salt and Water (2019) von Chto Delat, Free Home University.

RECLAIMING PEDAGOGIES AND READING AS A SUBVERSIVE PRACTICE: Eine Serie von Übungen mit Free Home University und Dreaming in Women*

Veranstaltung   01. April 2023, 11:00 – 21:00

Eine ganztägige Veranstaltung mit Spaziergängen, Lesungen und Gesprächen, einem Screening von Chto Delat, einem Vortrag von Silvia Federici (Zoom) und einer Performance von Sista Oloruntoyin mit Nigel Asher, Lea Bethke und M.W. Lion

Die Halle für Kunst Lüneburg lädt herzlich zu einer Erkundungsreise ein, um kollektive Formen des Wissens durch einen ganztägigen Score zu ergründen, der verschiedene Stimmen und Lernformen zusammenbringt. Wir beginnen am Morgen mit einem partizipativen Lesespaziergang der queer-feministischen Gruppe Dreaming in Women* und setzen den Tag mit Gesprächen fort, die von Alessandra Pomarico von der künstlerisch-pädagogischen Plattform Free Home University in der Halle für Kunst e.V. moderiert werden.

Die Teilnehmer:innenplätze des Spaziergangs sind begrenzt. Anmeldungen bitte unter info@halle-fuer-kunst.de bis zum 31. März.

Die Teilnahme am Zoom-Gespräch mit Silvia Federici ist online via Zoom oder in der Halle für Kunst möglich. Sie erhalten den Link ebenfalls nach Anmeldung unter info@halle-fuer-kunst.de.

Anhand von Lesungen, Konversationen und Performances in öffentlichen und intimen Umgebungen treten wir in Verbindung zu Wasser und Salz, erforschen deren Geschichte und Ökonomien und wie sie mit Territorien und dem Körper als Ressource in Zusammenhang stehen. Das gemeinsame Lesen (von Landschaften, Texten, Bildern und Dimensionen der Macht) wird hier zur Beziehung, Begegnung und zum Enactment erlebter Erfahrung: Eine Zusammenkunft, die einlädt, gemeinsam laut zu lesen, vorzulesen, tief zuzuhören – mit unseren vollkommen wachen, begehrenden, müden, fähigen und unfähigen Körpern.

Durch die Linse einer konvivialen und radikalen Pädagogik, die sich aus künstlerischen Perspektiven und Werkzeugen speist, schlagen wir vor, Lernprozesse neu zu imaginieren, um sowohl Kritik zu üben (Widerstand zu leisten) als auch sich zu regenerieren, um dominante Narrativen und bestehende Unterdrückungsstrukturen aufzulösen und unsere vielfältigen, autonomen, pluriversalen Formen des Wissens zu verwirklichen. Die Rückgewinnung anderer Epistemologien, Ökonomien und Kosmogonien jenseits des kolonialen, modernistischen, kapitalistischen, patriarchalischen und westlich-zentrischen Imaginären ist in Zeiten permanenter Krisen und ökologischer Katastrophen zu einer dringenden Forderung geworden. Es ist unsere Pflicht, mit „kämpferischer Heiterkeit" und einer Politik der Hoffnung zu antworten.

Free Home University ist ein pädagogisches und künstlerisches Experiment, das die Kunsterziehung über die akademische und künstlerische Welt hinaus neu definieren will. Es konzentriert sich darauf, neue Wege zu finden, um Wissen zu teilen und zu schaffen, indem das Leben gemeinsam erlebt wird. Der Name deutet auf den Wunsch nach einem nicht-vertikalen, energiefreisetzenden, aufständischen Umfeld hin, das in Kontinuität mit dem Erbe kritischer und emanzipatorischer Pädagogik (Free) in einem geschützten und intimen Raum (Home) steht, der sich der Unterstützung einer autonomen Gemeinschaft von Lernenden (University) verpflichtet. In einer intensiven kollektiven Erfahrung und durch einen vereinigenden und selbstgesteuerten Ansatz variieren die Fragestellungen und Methoden der Forschung entsprechend der Praxis der Teilnehmer:innen und reagieren auf die lokal-globalen Themen entlang der Gemeinschaften im Kampf.

Dreaming in Women* aus Stuttgart untersucht seit 2021 durch intime Lesungen und Text-Konversationen in öffentlichen und halböffentlichen Räumen, wie Text, Körper und Raum aufeinander wirken, wie sie miteinander verschränkt sind und sich gegenseitig verstärken. Gemeinsames Lesen wird als Praxis des poetischen Forschens, des Zuhörers, des Wachbleibens und der Sorge um Gewalt an Körpern erlebbar. Dreaming in Women sind: Sofia Falsone, Vesna Hetzel, Madeleine Bovidae, Paula Kohlmann,Toni Böckle und Sarah Tartsch.

Silvia Federici ist eine feministische Aktivistin, Schriftstellerin, politische Theoretikerin und emeritierte Professorin an der Hofstra University. Sie lehrte mehrere Jahre an der Universität von Port Harcourt in Nigeria. Sie gehört zum International Feminist Collective, das die Kampagne Wages for Housework international ins Leben gerufen hat, und ist Mitbegründerin des Committee for Academic Freedom for Africa, des Midnight Notes Collective, der Radical Philosophy Association (RPA) anti-death penalty project. Zu ihren weit verbreiteten Werken gehören Wages Against Housework (1975) und Caliban and the Witch: Women, the Body and Primitive Accumulation (2004), das in mehr als 20 Sprachen übersetzt wurde. Weitere Veröffentlichungen umfassen Witches, Witch-Hunting, and Women (2018), Revolution at Point Zero: Housework, Reproduction, and Feminist Struggle (2012); Re-enchanting the World. Feminism and the Politics of the Commons (2018) und zuletzt Beyond the Periphery of the Skin: Rethinking, Remaking, Reclaiming the Body in Contemporary Capitalism (2020).

Sista Oloruntoyin ist Community-Organisatorin und darstellende Künstlerin, Moderatorin, zertifizierte psychosoziale Beraterin und eine auf Afrika spezialisierte Therapeutin. Sie setzt sich für soziale Gerechtigkeit in der Schwarzen Feministischen Bewegung sowie in der Antirassismus-, Antikolonialismus- und Anti-Abschiebe-Bewegung ein. Als Gründungsmitglied der Black Community Coalition For Justice and Self-Defense mobilisiert sie zu Fragen der Einwanderung, des Asyls, des Wohnens und der mentalen Gesundheitsversorgung. Sie gründete ARRiVATi, ein Kollektiv aus Künstler:innen und Aktivist:innen of Color, das mit den Mitteln der Kunst und des Widerstands Strategien zur Dekolonisierung gegen Ungleichheit entwickelt. Darüber hinaus arbeitet sie mit dem Schwabinggrad Ballett als Vocal- und Spoken-Word-Künstlerin zusammen und hat 2014 das Album Beyond Welcome aufgenommen. Auf dem 2019 erschienenen Album More than a feeling von Die Goldenen Zitronen ist sie mit dem Track Es Nervtvertreten und zuletzt mit Love the Lightauf dem 2022 veröffentlichten Album Major Healing des Schlagzeugvirtuosen M.W. Lion. 

Ablauf des Workshops:

11:00 Uhr
Spaziergang mit Dreaming in Women* mit  Lesungen am Stint, an der Ilmenau und dem Kreidebergsee (mit Paula Kohlmann, Vesna Hetzel und Toni Böckle) 
Treffpunkt Halle für Kunst, Reichenbachstraße 2, 21335 Lüneburg

13:00 – 15:00 Uhr, Halle für Kunst 
Lesen als subversive Praxis in der Halle für Kunst (in englischer Sprache). Aktivierung der nomadischen Bibliothek der Free Home University und des firefly frequencies Radios, mit Texten und Sprachaufnahmen von Silvia Federici u. a. die Kapitel In Praise of the Dancing Body und On Joyful Militancy aus dem Buch Beyond the Periphery of the Skin: Rethinking, Remaking, Reclaiming the Body in Contemporary Capitalism (2020)

15:00 Uhr
Die Erweiterung unserer Wissensökologien: Kunstpädagogik und Gemeinschaft. Alessandra Pomarico, Free Home University/FHU-Bibliothek (öffentlich)

Vorführung des Filmes People of Flour, Salt, and Water (2019) von Chto Delat, mit Olga Tzaplya Egorova und Dmitry Vilensky

Der Film People of Flour, Salt, and Water (2019) des Künstler:innenkollektivs Chto Delat ist eine poetische Antwort auf die Folgen von Neoliberalismus, Vertreibung und Ausbeutung für das Leben der Menschen in verschiedenen Gebieten. Der Film entstand während einer Sommersitzung der Free Home University in einem kleinen italienischen Dorf, in dem autonome Landwirt:innen und Landverteidiger:innen ihre Gemeinschaften regenerieren. Der Film folgt einer Gruppe junger Asylbewerber:innen, Künstler:innen, Aktivist:innen und Changemaker:innen, die zu Koautor:innen und Protagonist:innen der Geschichte werden. Chto Delat greift die didaktische Tradition der Brecht'schen Lernspiele auf und begleitet den Prozess mit somatischen Übungen, Storytelling, Story-Placement und gemeinsames Leben. So entstand ein Lernfilm, in dem die Realisierung des Werkes zu einem emergenten Prozess und einem Mittel zum Austausch pluralistischen Wissens wurde.

17:00 Uhr
Ein Vortrag und Gespräch mit Silvia Federici auf Zoom, moderiert von Alessandra Pomarico (öffentlich)

19:00 Uhr 
BLACK-LED LEARNING CIRCLE: Eine Musikperformance von Sista Oloruntoyin mit Nigel Asher, Lea Bethke und M.W. Lion

Während des ganztägigen Workshops werden Fingerfood und Erfrischungen angeboten.

Organisiert von Alessandra Pomarico und Nikolay Oleynikov (Free Home University) und Dreaming in Women* in Zusammenarbeit mit Elisa R. Linn, Maria Zamel und Ann-Kathrin Eickhoff.

Das Jahresprogramm der Halle für Kunst Lüneburg e.V. wird gefördert durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur, die Sparkassenstiftung Lüneburg und die Hansestadt Lüneburg. Das Vermittlungsprogramm der Halle für Kunst Lüneburg e.V. wird ermöglicht durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur. Die Ausstellung wird durch Neustart Kultur/Stiftung Kunstfonds ermöglicht.

Widening our Ecologies of Knowledge: Art Pedagogy and Community ist ein Forschungsprojekt von Alessandra Pomarico, unterstützt von dem Italian Council (2022), dem Directorate-General for Contemporary Creativity und dem Italienischen Ministerium für Kultur.

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