Samuel Henne
Shifts & Tilts
New York-Stipendium 2018 des Landes Niedersachens und der Niedersächsischen Sparkassenstiftung
Samuel Hennes Ausstellung „shifts & tilts“ findet in Rahmen des New York-Stipendiums 2018 des Landes Niedersachsen und der Niedersächsischen Sparkassenstiftung statt. Mit dem einjährigen Stipendium sind neben einem umfangreichen Katalog auch Ausstellungen in zwei niedersächsischen Kunstvereinen verbunden. Die Halle für Kunst freut sich nach dem Kunstverein Göttingen nun als zweite Station einen Einblick in Samuel Hennes Werk zu geben.
Den Titel „shifts & tilts“, den Samuel Henne für seine Ausstellungen in Lüneburg und Göttingen gewählt hat, beschreibt auch seine Arbeitsweise. Ausgangspunkt seiner Werke sind oftmals kunst- bzw. kulturhistorischen Artefakte, archäologische Relikte und museale Archivbilder, die er ihren (musealen) Kontexten entzieht, neu in Szene setzt und in eigene fotografische Bilder überführt. Die so entstandenen Fotografien werden wiederum in raumgreifende Installationen integriert, in denen sich fotografische, architektonische und malerische Momente durchdringen. Auf diese Weise nimmt Henne unzählige Überlagerungen, Verschiebungen und Verdrehungen vor und erzeugt eine Vielzahl von Bedeutungsebenen, die sich gegenseitig ergänzen, überschneiden, aber auch unterlaufen.
Im Zentrum von Samuel Hennes Lüneburger Ausstellung steht die Werkreihe „hand to hand“ (2019), deren assoziativer Ausgangspunkt die Rodin zugeschriebene Skulptur „The Hand of Rodin“ (1917) bildet. Die Skulptur, die Henne während seines New York-Aufenthaltes im Brooklyn Museum of Art gesehen und fotografiert hat, besteht aus einem Abguss der Hand des Bildhauers, die wiederum einen Frauentorso hält. Während der Abguss nicht von Rodin selbst stammt, sondern von seinem Assistenten Paul Cruet, der diesen auf dem Totenbett des Bildhauers genommenen hat, wurde der Frauentorso hingegen von Rodin noch zu seinen Lebzeiten geformt. Allein schon diese den Bildhauer und sein Werk mystifizierende Narration wirft Fragen nach Originalität und Autorschaft auf. Henne spinnt dieses Kipp- und Verweisspiel an Bedeutungen und Motiven, das sich in „The Hand of Rodin“ bündelt, in seiner Werkreihe weiter. So platziert er in den Fotografien der Serie ein mit blauem Flüssiggummi überzogenes Bronzereplikat der Plastik, wie sie zu Unzähligen im Online-Kunsthandel angeboten werden. Diese wird entweder von einer Frauenhand gehalten oder taucht als Bild im Bild in Form eines gerollten Fotoabzuges oder einer gerahmten Fotografie auf. Eine weitere Ebene zieht Henne durch das Porträt Camille Claudels ein; jener langjährigen und zwanzig Jahre jüngeren Schülerin, Assistentin und heimlichen Geliebten Auguste Rodins, der von der kunsthistorischen Forschung seit den 1980er Jahren ein großer Anteil am Werk Rodins zugesprochen wird. Mittels solcherart in die Arbeiten verwobener Verweise und Bedeutungsebenen geht Samuel Henne konkreten Referenzen zum Werk Rodins und dessen Rezeption nach, stellt das Original und seine Reproduktion aber auch in unterschiedlichen Medien – von der Replik über die fotografische Abbildung bis hin zu seiner digitalisierten Form – zur Disposition.
Arbeiten von Samuel Henne (*1982) wurden unter anderem gezeigt im Kunstverein Göttingen (2019), im Artron Art Center, Shenzhen (2019), im Deutschen Haus an der New York University (2018), im Kunstverein Hannover (2018, 2013), im Sanya Museum of Contemporary Art, China (2018), im Galaxy Museum of Contemporary Art (GCA), Chongqing (2018), in der Galerie Feldbusch Wiesner Rudolph, Berlin (2017), im White Box Art Center, Beijng (2017), in der Städtischen Galerie Iserlohn (2017), in der Städtischen Galerie Bietigheim-Bissingen (2017), in der Städtischen Galerie Kubus, Hannover (2017), im FLAT 1, Wien (2017), in der Galerie Karin Sachs, München (2017), im Kunstverein Hildesheim (2016), in der aff Galerie, Berlin (2016), im World Art Museum, Beijing (2015), im Kunstverein Familie Montez, Frankfurt (2015), im Museum für Konkrete Kunst, Ingolstadt (2015), im Kunstraum Alexander Bürkle, Freiburg (2015), in der GAK – Gesellschaft für Aktuelle Kunst, Bremen (2015), im Museum für Photographie, Braunschweig (2014) und in der Galerie Berthold Pott, Köln (2013).
Veranstaltungen
„Kinder führen Kinder“ & „Kinderclub“ mit Friederike Seneberg
Samstag, 16. November 2019, 11.00 – 13.00 Uhr
Für Kinder von 6 bis 12 Jahren
Eintritt frei
Anmeldung unter: vermittlung@halle-fuer-kunst.de
„Standbilder“
Inklusiver Workshop mit Yule von Hertell
Samstag, 14. Dezember 2019, 15.00 – 17.00 Uhr
Für Kinder, Jugendliche und Erwachsene
Eintritt frei
Anmeldung unter: vermittlung@halle-fuer-kunst.de
Das Jahresprogramm der Halle für Kunst wird großzügig gefördert durch das Land Niedersachsen, den Lüneburgischen Landschaftsverband, die Sparkassenstiftung Lüneburg und die Hansestadt Lüneburg. Die Ausstellung wird ermöglicht durch das Land Niedersachsen und die Niedersächsische Sparkassenstiftung. Das Vermittlungsprogramm wird realisiert dank der Förderung durch das Land Niedersachsen und die Lüneburger Bürgerstiftung.