Eröffnung: 30.11.2024, 14:00–18:00

Die Halle für Kunst Lüneburg freut sich, die erste institutionelle Einzelausstellung „Silver Star“ von Michèle Graf und Selina Grüter in Deutschland zu präsentieren.

Silver Star ist der Name eines sogenannten Hypercoasters – eine spezielle Art von Achterbahn, die für hohe Geschwindigkeiten und airtime ausgelegt ist: die Flugzeit, die ein Objekt in der Luft verbringt, nachdem es den Boden verlassen hat – beziehungsweise das Gefühl von Schwerelosigkeit. Die Ausstellung Silver Star zeichnet sich durch repetitive, rhythmische Bewegungsabläufe scheinbar „nutzloser“ kinetischer Objekte aus, die von ausgetüftelter Handwerkstechnik zeugen und in der Regel ohne Unterbrechung smooth vonstattengehen. Zerlegte Uhrfedern vibrieren, Zahnräder rotieren, Schnüre schwingen und peitschen ins Leere. Doch keine Regel ohne Ausnahme. Die von Motoren angetriebenen Bewegungen sind irregulär, ja scheinbar aus dem Takt geraten und besitzen einen widerspenstigen Eigensinn jenseits ihrer zugeschriebenen Funktion, wenn sie auf die konkreten Eigenschaften ihrer zweckentfremdeten Materialien stoßen – ob Angelschnur, Antriebseil oder Draht. Eins-zu-eins-Übersetzungen geraten hier ins Wanken, wenn die Bewegung und das surrende Geräusch einer Skulptur schleichend in die Bewegung einer anderen transferiert. Silver Star beansprucht im Akt der Wiederaneignung entfremdeter Arbeit eine eigene Nische innerhalb eines rentablen Produktionsprozesses und befreit Maschinen nahezu von der bourgeoisen Vorstellung, verschwendete, tote Zeit in der Arbeitsleistung zu unterbinden. Während hier der Treibstoff der modernen Wertschöpfung verpufft, hält Silver Star dazu an, die Verankerung in unserer vermessenen (Zeit-) Realität zu verlieren.

 Michèle Graf (*1987, CH) und Selina Grüter (*1991, CH) leben in New York. Seit ihrem Studium an der Zürcher Hochschule der Künste arbeiten sie als Künstlerinnenduo zusammen und nahmen gemeinsam am Whitney Independent Study Program teil. Zu ihren jüngsten Ausstellungen zählen die 15th Baltic Triennial: Same Day, Contemporary Art Centre, Vilnius (LT); More Clock Work, Fanta-MLN, Mailand (IT); Kartonagen, Lovay Fine Arts, Genf (CH); und Clock Work, Kunstverein Kevin Space, Wien (AT).

Die Ausstellung ist kuratiert von Elisa R. Linn. 

Das Jahresprogramm in der Halle für Kunst Lüneburg e.V. wird gefördert durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur, den Lüneburgischen Landschaftsverband und die Hansestadt Lüneburg. Das Vermittlungsprogramm der Halle für Kunst Lüneburg e.V. wird ermöglicht durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur und durch die VGH-Stiftung. 

Die Ausstellung wird durch die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia gefördert.