Kamilla Bischof
Turm Frisur
Kamilla Bischof entwickelt in ihren Malereien, die sich vorwiegend gegenständlicher Motive bedienen, eine allegorisch und surreal anmutende Bildsprache, die gleichermaßen das Reale wie das Imaginäre berührt. Eingebettet in eine abstrahierte Umgebung oder bühnenhaften Interieurs, umgeben von Gewächsen oder fantastischen Tierwesen, sind es vor allem Bischofs bis ins Groteske überzogene Figuren, die von einer Eindringlichkeit zeugen, von einer seltsamen Entrücktheit bei gleichzeitiger Präsenz, wohingegen die sie umgebenen Szenen häufig zurücktreten, sich verlieren oder gar ausfransen. Ob malerisch durchformuliert, als abstrakte farbige Gesten oder auf den Bildraum gesetzte Zeichen: Bischofs Geschöpfe erscheinen oftmals verhindert, verzerrt oder verbogen, als wären sie einem entzündlichen Nerv im Affekt entsprungen. Und wenngleich sie aufgrund ihrer im Geschehen verorteten Körper oder überproportionalen Hände als Handelnde ausgewiesen sind, bleibt das Gelingen der im Bild angedeuteten Handlungen aufgrund ihrer Beschaffenheit jedoch offen. So sind es weniger Narrationen als vielmehr Zustände oder mentale Verfassungen, die Bischofs Szenerien und Figuren umschreiben und für die sie durchaus auch als Allegorien verstanden werden können: Zustände des Verhindertseins, aber auch der inneren Unruhe und Zerrissenheit, der Aggressivität und des Nichtverstehens. In diesem Sinne dehnen sich ihre Bilder eher in die Tiefe, in den eigenen Bildraum aus, als in Form von Erzählsträngen in Richtung der anderen im Raum platzierten Bilder zu deuten. Auch wenn sie demnach nicht a priori aufeinander verwiesen sind, verhalten sie sich dennoch zueinander, evozieren in ihrem Miteinander-in-Bezug-gesetzt-Sein und in der Überlagerung ihrer Motive Assoziationsketten, die in den Malereien selbst zwar nicht explizit, aber doch latent angelegt sind. So scheinen die Figuren etwa aneinander vorbei zu reden, zu fantasieren, oder über Trivialitäten zu grübeln – zum Beispiel darüber, ob das nun ein Turm oder eine Frisur ist. Dass die Arbeiten jedoch nicht in solcherart Deutungen aufgehen, zeugt von einer Souveränität, Offenheit, Komplexität und Ambiguitätstoleranz, die sich nicht zuletzt darin zeigt, dass sich Bischofs Bildwelten zwischen so unterschiedlichen Momenten wie Fantasie und Realität entfalten.
Kuratiert von Stefanie Kleefeld
Veranstaltungen
Performance von Lea von Wintzingerode
„This is my fabrication“
Freitag, 10. März, 20 Uhr
„Kunst und Kuchen“ Spezial
„Henriettes Fest“ – Szenische Lesung von Myriam Khouri
Sonntag, 26. März 2017, 16.00 Uhr
Inklusiver Malworkshop mit Anneliese Maaß
Mittwoch, 05. April 2017, 17.00 – 19.00 Uhr
Für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit und ohne Beeinträchtigungen, Vorkenntnisse sind nicht erforderlich
„Mitglieder führen“ mit Sebastian Rohrbeck
Mittwoch, 12. April 2017, 18.00 Uhr
„Kinderclub“ und „Kinder führen Kinder“ mit Anna Prinz
Samstag, 22. April 2017, 11.00 – 13.00 Uhr
Für Kinder und Jugendliche von 6 bis 12 Jahren
Die Ausstellung wird gefördert durch die Niedersächsische Sparkassenstiftung, die Sparkassenstiftung Lüneburg und das Bundeskanzleramt Österreich. Das Vermittlungsprogramm wird ermöglicht durch das Land Niedersachsen, die VGH-Stiftung und die Lüneburger Bürgerstiftung. Das Jahresprogramm der Halle für Kunst Lüneburg basiert auf der großzuegigen Förderung durch das Land Niedersachsen, die Sparkassenstiftung Lüneburg, den Lüneburgischen Landschaftsverband und die Hansestadt Lüneburg.
Arbeiten von Kamilla Bischof (*1986, Graz) wurden u.a. gezeigt in Pantaleonsmühlengasse, Köln (2017), Forum Stadtpark, Graz (2017), Galerie der Stadt Schwaz, Tirol (2016), Degraw Social Club, New York (2016), Salon Dahlmann, Berlin (2016), Bar du Bois, Wien (2014), Ve.sch, Wien (2014), Galerie Filmreif, Burghausen (2013), Werk im Werk, Wien (2013), Galerie Mezzanin, Wien (2012) und After the Butcher, Berlin (2010).