Vortrag von Peter Wächtler
Loretta Fahrenholz stellt in ihren Filmen verschiedene Lebenswelten gegeneinander, verbindet sie ueber uneingeweihte Dritte oder lässt sie durch fremde Stimmen neu verwalten. Von den Figuren, die sie inszeniert, und von den Settings, die sie wählt, geht eine ziemlich abgebrühte Ambivalenz aus. Diese verdampft schließlich zwischen den Polen sozialer Teilnahme und vehementer Introspektive, bis nur noch ein einziges handfestes Element übrig bleibt, in all dem Gefummel ein hippeliges Zentrum des Geschehens: der Körper. Gelöste Performances werden gefilmt, expressive Kollegen dokumentiert, Freunde in Wohngemeinschaften inszeniert und neu verpaart sowie das Personal eines feministischen Theaterstücks aus den 1980er Jahren auf eine Handvoll homosexueller Pornodarsteller zusammengestrichen. Der Kontext in dem das alles spielt, räumlich repräsentiert durch eines der besseren New Yorker Apartements, eine rußige Kunststudentenbude in Leipzig oder eine Einrichtung zur kulturellen Integration von Asylbewerbern, bleibt starr und unbeweglich, anderen Idealen und Ideologien verpflichtet. Die Kraftprobe zwischen dem treuen Background und den nervösen Charakteren wird in klaren Bildern beschrieben und in einigen Szenen kommt etwas Müdes und Ermattetes mit rein und man denkt, wenn jetzt der eine nachgibt, wird es für beide wirklich sehr schwierig.
Anhand von Videoausschnitten soll über Loretta Fahrenholz’ filmische Arbeiten und über ihre Darstellung von moralisierten Zweckgemeinschaften zwischen City und Provinz, über Qualität, über Grafikdesign, über Paarbeziehung in künstlerischen Videos, Postproduction und das Verheizen von Alter Egos gesprochen werden. Der Vortrag dauert ca. 40 Minuten.
(Peter Wächtler)
Peter Wächtler lebt als Künstler in Brüssel und betreibt dort zusammen mit Hans-Christian Lotz den Ausstellungsraum Sotoso. Seine Arbeiten wurden zuletzt bei Ludlow 38, New York (2013), in der Diko Reisebürogalerie, Köln (2013) und bei Lars Friedrich, Berlin (2012) gezeigt.
Diese Veranstaltung findet im Rahmen der Ausstellung Loretta Fahrenholz statt.
Großzügig gefördert durch das Land Niedersachsen, den Lüneburgischen Landschaftsverband und die Hansestadt Lüneburg.