Joseph Zehrer, Pascale Tiraboschi, Simone Westerwinter, Didier Betzinger, Susanne Reinhardt, Sylvie Fleury, Mette Kit Jensen, Thomas Hauser, Markus Schinwald
Liquid Beauty
‚Liquid Beauty‘ spielte mit wechselnden Vorstellungen von Schönheit und ‚attraction‘. Dieser Begriff kann sich auf die reine Oberfläche beziehen, aber auch sexuelle, visuelle und sensorische Parameter bezeichnen. Entsprechend dem thematischen Rahmen fand die Ausstellung bei einem Lüneburger Friseur statt. Die bewusste Entscheidung für das Fortlaufen des normalen Geschäftsbetriebs resultierte in einer Vermischung von Kunst- und ’normalem‘ Publikum.
Die Arbeiten waren an Fußboden, Decke oder Wänden angebracht, rein audiovisuell oder an den Friseuren selbst zu erkennen.
Den Zusammenhang zwischen ‚attraction‘ und Pornographie stellten Pascale Tiraboschi und Didier Betzinger her: auf dem Schaufenster des Ladens war in großen Lettern ‚PORNOPTIMIST‘ zu lesen; im Innenraum ließen die beiden Künstler eine CD mit Musik aus Pornofilmen laufen. Den Holzfußboden des Salons verdeckten sie mit einem PVC-Holzimitat, welches um 10° verschoben wurde. Joseph Zehrer brachte eine Deckenbeleuchtung an, die aus billigem Material hergestellt und einem Kronleuchter nachempfunden war. Simone Westerwinter stellte für die Besucher pupillenerweiternde Augentropfen bereit – Studien zufolge fungieren große Pupillen als Schönheitssymbol. Auf dem Fensterbrett wurde ein Video von Sylvie Fleury gezeigt, in dem sie einen Kofferraum aufmacht und sich darüber beugt. Derselbe verschließt sich und hält sie gefangen – ein Beautycase wird zum ‚prison of beauty‘! Mette Kit Jensen modellierte die diversen Shampoo- und Haarsprayfläschchen nach und platzierte sie neben die Originale. Ohne Text oder Etikett stand die Form im Vordergrund. Die Sujets auf den Ölgemälden von Thomas Hauser, die wöchentlich ausgetauscht wurden, kamen direkt aus Modezeitschriften. Allerdings zeigte der Künstler damals aktuelle Supermodels vor einem neutralen Hintergrund, was ihr Posing akzentuierte. Gegenüber hing ein Foto von Susanne Reinhard, die abgebildete Frau hält mehrere Hundertmarkscheine in der Hand und blickt in die Kamera. Markus Schinwald fertigte vier Hosen an, die von den Friseuren getragen werden sollten. Die Hosen hatten zwei Eingänge, aber nur einen Ausgang.
‚Liquid Beauty‘ zeichnete sich durch einen prozessualen Charakter aus: Es gab keine klassische Vernissage und die KünstlerInnen bzw. deren Arbeiten kamen nach und nach in den Laden oder wurden ausgewechselt.
Kuratiert von Bettina Steinbrügge