Christoph Draeger
Teenage Riot
Christoph Draeger umkreist in seinen Arbeiten die Faszination des Katastrophischen. Das Phänomen der Katastrophe wird nicht nur als Unterbrechung der Normalität und somit als Sicherheitsverlust verstanden, sondern beschreibt zudem die menschliche Sehnsucht nach Überschreitungen.
Die Installation ‚Teenage Riot‘ zeigt ein unlängst explodiertes Jugendzimmer und könnte als Draegers Abrechnung mit der eigenen Teenagerzeit gelesen werden. Vielmehr geht es aber um die in dieser Zeit stattfindende Identitätsbildung. Identitätssuche und Zerstörungswut sind Draeger zufolge fast austauschbar; eine weitere Motivation neben einem Gefühl der Herrschaft über sich selbst oder die äußeren Umstände ist vielleicht vor allem der Wunsch, Spuren der eigenen Existenz zu legen. Der Drang, etwas Bleibendes zu hinterlassen, selbst wenn es ein ‚böses‘ Bleibendes ist, kommt nicht nur dem Künstler bekannt vor.
Für die Videoinstallation ‚Apocalypso Place‘ hat Draeger mehrere Kubikmeter Puzzleteile in den Ausstellungsraum schütten lassen. Auf zwei Fernsehgeräten, die aus dem Chaos ragen, laufen Nachrichten und Werbespots. Ein weiteres Video präsentiert eine Soap Opera, die direkt nach der großen Katastrophe spielt. Man erkennt das komplett demolierte Wohnzimmer der Protagonisten, die Zerstörung in ihrer Umgebung scheint diese aber nicht sonderlich zu stören.
Draeger wendet in seinen Arbeiten die Ironie als Instrument der Analyse an. Vor allem in ‚Apocalypso Place‘ ist es die Parodie, die zur Reflexion der Realität dient. Das höchste Glück der Protagonisten scheint darin zu bestehen, dass der Starreporter des ‚MSNBC 24 Disaster and Survivel Channel‘ sie zum Brennpunkt der Sendung werden lässt. Opfer sind doch dann besonders bedauernswert, wenn sie medial nicht als solche wahrgenommen werden.
Kuratiert von Bernd Milla und Heike Munder